AMIGO Games Inc. in den USA schließt zum 31. Dezember 2025
AMIGO Games Inc., die US-amerikanische Dependance des deutschen Spieleverlags AMIGO Spiel + Freizeit GmbH, schließt zum Ende des Jahres ihre Pforten. Grund dafür sind die anhaltenden wirtschaftlichen Herausforderungen seit der Corona-Pandemie.
2018 gründete AMIGO-Inhaber Uwe Pauli mit AMIGO Games Inc. eine Tochtergesellschaft in den USA. Ziel war es, mit einer eigenen Niederlassung und Experten des Marktgeschehens vor Ort die Präsenz von AMIGO-Produkten auf dem amerikanischen Markt auszubauen. Dass eineinhalb Jahre später eine weltweite Pandemie die Handelslandschaft komplett durcheinanderwirbeln würde, konnte damals niemand ahnen.
Nach der Pandemie konzentrierte sich AMIGO darauf, die Bekanntheit seiner Spieleserien zu steigern und die Betriebskosten zu senken. Zwar gab es Erfolge, wie die Wiedereinführung der Bohnanza-Reihe in den USA und neue Dauerbrenner wie LAMA und Cabanga!, doch die sich ständig verändernde Situation mit steigenden Versand- und Komponentenkosten stellte das Unternehmen vor Herausforderungen bei der Umsetzung dieser Ziele.
In den vergangenen zwölf Monaten hat sich die Unsicherheit noch weiter erhöht. Der diesjährige Zollstreit mit den USA, die fehlende Planbarkeit sowie deutliche Zusatzkosten, gaben der AMIGO-Geschäftsführung den letzten Impuls, sich schweren Herzens für das Ende von AMIGO Games Inc. zu entscheiden.
„Es fällt uns nicht leicht, aber es ist die richtige Entscheidung“, erklärt Alexander Jost, Geschäftsführer bei AMIGO Spiel + Freizeit GmbH in Deutschland und dort für den Bereich AMIGO Games Inc. zuständig. „Nach 8 Jahren intensiver Bemühungen müssen wir uns eingestehen, dass wir den wirtschaftlichen Herausforderungen im amerikanischen Markt mit unserem kleinen Unternehmen nicht gerecht werden können. Wir bedanken uns ausdrücklich beim AMIGO Games-Team Alex Yeager und Corey Delmonto für ihren unermüdlichen Einsatz.“
Anmerkung der Redaktion:
Das ist tatsächlich sehr spannend, und wir sind sehr gespannt, welche Entscheidungen und strategischen Planungen andere Verlage in naher Zukunft treffen werden. Bereits auf einigen Presse-Events kurz vor der Messe wurde deutlich, dass viele Verlage aktuell mit der US-Zollpolitik zu kämpfen haben. So kommt es teilweise vor, dass Spiele trotz Bestellungen nicht in die USA versendet werden können, da die Zollproblematik weiterhin besteht.
Hinzu kommt, dass leider einige Verlage insolvent gegangen sind, schließen mussten oder Spieleproduktionen aussetzen oder Spiele-IPs verkaufen und Mitarbeiter entlassen mussten – sei es aufgrund der Nach-Corona-Situation, der aktuellen wirtschaftlichen Lage oder eben wegen der Zollproblematik, die insbesondere China als Hauptherstellungsland für Brettspiele stark betrifft. Beispiele dafür sind:
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Final Frontier Games – Schließung im Frühjahr 2025 nach drei Crowdfundings im Gesamtwert von 1,4 Mio.?USD, die nicht mehr ausgeliefert werden konnten („Merchants Cove: Master Craft“, „The Sixt Realm“, „Coloma: New Prospects“).
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Holy Grail Games – Schließung Anfang 2023, mehrere Crowdfunding-Kampagnen konnten aufgrund finanzieller Probleme nicht erfüllt werden.
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Game Brewer – lieferte letzte Projekte noch aus, gab jedoch im Juni 2024 die Schließung wegen rückläufiger Verkaufszahlen und gestiegener Logistikkosten bekannt.
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Ninja Division – Insolvenz im März 2024, nachdem über 3 Mio.?USD über Kickstarter eingesammelt wurden („Super Dungeon Explore“).
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Boardlandia – Schließung im April 2025, als Hauptursache wurden US-Zölle genannt.
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Greater Than Games – stellt im Mai 2025 den Betrieb ein (u.?a. „Sentinels of the Multiverse“, „Spirit Island“) aufgrund von US-Zöllen und chinesischen Importkosten.
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Cephalofair Games – setzte im Mai 2025 die Produktion der zweiten Auflage von „Gloomhaven“ aus, da die Zölle die Produktionskosten erheblich erhöhten (der Verlag existiert weiterhin).
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CMON – musste einige IPs verkaufen (z.?B. „Blood Rage“, „Rising Sun“, „Arcadia Quest“) und Mitarbeiter entlassen; Hauptursachen waren US-Zölle, erhöhte Produktionskosten und die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie.
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HCM - hat im Mai 2025 einen Insolvenzantrag gestellt.
Die Verlagslandschaft 2025 – sowohl weltweit als auch in den USA – verändert sich also rasant. Wir werden wahrscheinlich weitere Anpassungen erleben: Neugründungen, Schließungen und Verschiebungen von Spielmarken. So geschehen bei HCM Kinzel mit der erfolgreichen Reihe „Next Station“ und bei CMON, die fast alle wichtigen Marken verkauft haben. Es bleibt spannend zu beobachten, wie sich diese Entwicklungen auf die Zukunft der Branche auswirken werden.
Quelle: Amigo Pressetext + Kommentar cliquenabend