Kommentar zur aktuellen Queen Games Neuausrichtung

Brettspiel News   |   Do. 10.03.2011, 09:54 Uhr   |   Smuker

1988 gründete Rajive Gupta die Firma "Queen-Carroms-Spielwaren GmbH". Das Unternehmensziel war die Herstellung und der Vertrieb von Carrom Brettern. Eine Idee die zum richtigen Zeitpunkt gewählt wurde. Carrom ist ein Geschicklichkeitsspiel, welches vor allem in Indien und den benachbarten Ländern (Afghanistan, Pakistan, Bangladesch, etc.) bekannt ist. Hier findet man es überall und es gilt als Sport. In den 80er Jahren fand das Spiel auch Anhänger in anderen Ländern. Für die Verbreitung und Beliebtheit in Deutschland sind Personen wie Rajive Gupta maßgeblich mit verantwortlich.

1993 nutze Queen Games den Bankrott des Laurin-Verlages und änderte seine Verlagstaktik und Produkte. Durch die neuen Verlagsrechte fand man nun auch Brettspiele (Dampfross, Ringgeister, Die Hanse) und Pen-and-Paper-Rollenspiele (z.B. MERS, Cthulhu, Rolemaster) im Queen-Programm.

In den folgenden Jahren wurden mehr und mehr Brettspiele produziert und die Carrom Bretter verschwanden aus dem Queen Games Produktportfolio. 1997 erreichten gleich zwei Spiele des Verlages Top10-Positionen beim "Deutschen Spielepreis", Expedition (8. Platz) und Showmanager (3. Platz). Den Brettspieldurchbruch schaffte Queen Games dann im Jahr 2003. Das Spiel Alhambra wurde zum Spiel des Jahres gekührt und führte zu einem großen Erfolg und vielen Erweiterungen und Varianten. 

In den nächsten Jahren änderte sich wieder etwas die Taktik und man stärkte sein Augenmerk in Bezug auf Kinderspiele und Vielspielerspiele. So gibt es nun eine eigene Kinderspielreihe "Queen Kids" sowie regelmäßige Spieleneuheiten im Vielspielergenre (Uli Blennemann ist hier unter anderem zuständig). Zuletzt gewann der Verlag letztes Jahr den "Deutschen Spiele Preis" mit Fresko.

Nun folgt ein weitere Strategiewechsel und die Fachhändler reagieren zum Teil sehr hart auf den neuen Pfad von Queen Games. Zu Beginn des Jahres 2011 schickte der Verlag wie üblich seine aktuelle Preisliste an die Fachhändler und die Änderungen sind recht drastisch. Im Schnitt wurden die Händlerpreise um 25% erhöht, in Einzelfällen sogar um bis zu 60%. Dies führt zu einer deutlich geringeren Marge für die Händler bzw. zu einem erhöhten Verkaufspreis (um den selben Gewinn einzufahren wie zuvor müsste z.B. die neue Deluxeauflage von Wallenstein laut unseren Informationen für 89 € angebogten werden). Damit ihr ein Gefühl für die Marge etc. bekommt hier ein kurzer Einblick in die Hintergründe.

Ein Spiel wird an die Fachhändler zum Einkaufspreis verkauft. Der Preis liegt üblicherweise je nach Produkt zwischen 40-50% unter dem empfohlenen Verkaufspreis. Der Händler lagert dieses Spiel, präsentiert es in seinem Shop und sein Gewinn ergibt sich beim Verkauf. Diese Marge ist durch die Änderungen bei allen Queen Spielen im Schnitt auf 15% gefallen. Die Händler haben nun zwei Möglichkeiten. Sie machen weiter wie bisher und erhalten weniger Gewinn beim Verkauf oder sie erhöhen die Preise, um ihre 40-50% Gewinnmarge zu erhalten.

Soweit so gut, jetzt fragt sich natürlich der eine oder andere wie es zu diesen neuen Preisen kommt. Dies hat vermutlich mehrere Gründe. Zum einen wurde anscheinend die Auflagenhöhe der Spiele etwas gesenkt, was zu höheren Kosten bei der Produktion führt (je geringer die Auflage umso höher der Stückpreis pro Spiel). Zum anderen verkauft Queen Games seit geraumer Zeit seine Spiele auch selbst bei amazon und ebay über den Account Mogli-Distribution (bzw. Mogli-Distribution2010 bei ebay). Hinter diesem Pseudonym verbirgt sich die Verlagsadresse von Queen Games. Diese neue Strategie könnte also dazu führen, den Direktverkauf weiter anzukurbeln.

Ein weiterer Punkt den man mitbedenken muss, ist die allgemeine Entwicklung im Spielebereich. Es gibt deutlich mehr Kleinverlage als vor einigen Jahren und diese machen es den mittelgroßen Verlagen nicht gerade einfach. Das Spielerherz schlägt zwar höher, da wir jedes Jahr eine große Vielfalt an guten Spielen geboten werden, aber dadurch sinken die Verkaufszahlen der Verlage und somit auch die Auflagenzahlen. Auflagen von 5.000 Stück und mehr waren früher kein Problem, heute werden bei einigen Spielen nur noch 2000-3000 Stück hergestellt. Ein weiterer Punkt ist die Entwicklung der Rohstoffpreise. Preise für Holz und Pappe sind deutlich gestiegen. Dies alles führt zu höheren Produktionskosten.

Hat die Preisänderung der Queen Games Spiele Auswirkungen? Ohja die hat sie. Inzwischen haben sich einige Fachhändler dazu entschieden, Queen Games Spiele nicht mehr zu führen. Dies betrifft sowohl Ladengeschäfte als auch Onlinehändler. Für uns Spieler bedeutet dies, dass es immer schwieriger wird Queen Games Spiele zu erhalten. Allerdings gibt es ja den oben genannten Direktvertrieb. Böse Zungen im Spielbereich behaupten, dass Queen Games hier Druck ausüben will und so seine Direktverkäufe über amazon und ebay steigern wird. Außerdem weiß keiner, ob nicht demnächst ein großer Shop von Queen Games aufgebaut wird. Dies sind jedoch nur Gerüchte, die wir nicht belegen können ...

Warum es zu diesen Änderungen kam, weiß einzig allein Mr. Gupta persönlich. Vielleicht veröffentlicht er hierzu ja noch eine Stellungsnahme. Fakt ist, die Einkaufspreise der Händler haben sich erhöht und dies führt aktuell zu zwei  fühlbaren Reaktionen. Die Endpreise der Spiele des Verlages sind für uns gestiegen und einige Händler führen überhaupt keine Queen Games Spiele mehr.


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