Testbericht vom 10.08.2009 - von Jörg
Bombay
Verlage:
Autoren:
Genres:
Spielmechaniken:
Release:
2009
Anzahl der Spieler:
2 bis 5 Spieler
Spielzeit:
30 - 60 Minuten
Altersfreigabe:
Frei ab 10 Jahre
Durchschnittswertung:
3/10 bei 1 Bewertungen
Ystari ist ein Verlag, der insbesondere unter den
Vielspielern sehr beliebt ist. Mit dem Spiel Caylus hat man vor einigen Jahren
wohl das beste Spiel dieses Verlages herausgebracht, welches immer noch gerne
gespielt wird. Wer das Spiel nicht kennt sollte sicherlich einen Blick auf
unseren Spieltest werfen! (Link)
Weitere attraktive Spiele (auch mit weniger Komplexität) waren die Folge. Mit
Bombay hat man wieder ein bereits grafisch und materialtechnisch
vielversprechendes Spiel heraus gebracht. Dabei ist die Benennung „Bombay“
eigentlich nicht ganz richtig, da die Hauptstadt des Bundesstaates Maharashtra
in Indien nur bis 1996 als Bombay bezeichnet wurde. Die wichtigste Hafenstadt
heißt seit einigen Jahrzehnten Mumbai. Mit knapp 14 Millionen Einwohner (Jahr
2008), ohne den Vorortgürtel einzubeziehen, zählt sie zu den fünftgrößten
Metropolregionen der Welt. Die meisten kennen jedoch aufgrund der geschichtlichen
Hintergründe und unzähligen Filmen eher den Namen Bombay, so dass letztendlich
der Name mehr Publikum anspricht und zugleich mit einem Y (wichtig für
„Ystari“) ausgestattet ist. Im Mittelpunkt dieses Spieles steht allerdings
nicht der Bevölkerungswachstum oder Städtebau, sondern die Transportelefanten
und die Rolle der Händler die man als Spieler hier einnimmt. Ob das Spiel dem
Druck eines Elefantenfußes stand hält oder eher zerquetscht werden sollte,
zeigen wir euch in diesem Bericht.
Ziel des Spiels:
Zusammen mit einem Elefanten bereist man als Händler Indien um nicht nur
Paläste zu bauen, sondern auch Seide zu kaufen und in Städten gewinnbringend zu
verkaufen. Am Ende gewinnt der Spieler mit dem meisten Geld.
Spielaufbau:
In der Anleitung wird der Aufbau für vier Spieler erklärt. Die Änderungen
bei 2, 3 oder 5 Spielern beruhen dabei auf die Spielauslage (Aufbau) und der
Anzahl von Sätzen und Runden, die am Ende der Anleitung detailliert beschrieben
werden. Für diesen Spieltest verzichten wir auf die Auflistung, sondern
beschreiben lieber den gängigen Aufbau und Ablauf einer 4er Partie.
Der erste Schritt ist die Auslage des Spielplans, der
verschiedene Handelsstationen, Paläste und Wege zeigt. Jeder Kreuzungs- und
Endpunkt wird dabei gemäß Buchstabenangabe der Anleitung mit Plättchen
ausgelegt und auf die Paläste und Handelsstationen werden wie angegeben
Nachfragewürfel platziert. Doch zuvor (oder nach dem Auslegen) bekommt jeder
einen Elefanten (Startfelder von allen Elefanten gemäß Plan vorgegeben), fünf
Paläste in der Farbe des eigenen Elefanten sowie einen Sichtschirm (dessen
Farbunterschied zu den anderen kaum ersichtlich ist). Der Starspieler erhält
vier Runden-Marker (bei vier Spieler!) und die 17 Seidenballen werden in den Beutel
gelegt. Ein kleines Startkapital von zwei Rupien erhält jeder Spieler. Der Rest
des Geldes wird als Vorrat (Bank) zur Seite gelegt. Im Verlauf der Runden
werden alle Rupien und Marker eines Spielers hinter den eigenen Sichtschirm
gelegt.
Spielablauf:
Bei vier Personen besteht der Spielablauf aus 4 Sätzen. Ein Satz startet
mit einer Nachfüllphase, die an vier Spielrunden anknüpft. Beginnen wir mit der
Nachfüllphase:
Der Startspieler zieht 9 Seidenballen aus dem Beutel und ordnet sie nach Farbe.
Die Ballen mit der am häufigsten vorkommenden Farbe werden ganz links auf den
Markt gelegt. Weitere Ballen entsprechend der Menge nach rechts folgend
ausgelegt. Ein Beispiel hierzu gibt es in der Anleitung. Sind im Verlauf eines
Spiels bestimmte Farbballen nicht mehr verfügbar werden die Handelsstationen
umgedreht. Dies ist aus unserer Sicht nicht erforderlich da jeder selbst auf
dem Markt sehen kann welche Farbe noch vorhanden ist! Nach
dieser schnell erledigten Phase folgt die Spielrunde:
Zuerst legt der Startspieler einen seiner Runden-Marker neben das Spielbrett.
Beginnend mit diesem Spieler (anschließend reihum) können die Spieler bis zu
drei Aktionen ausführen. Eine Aktion ist dabei immer mit einem Stern
symbolisiert. Die Aktionen können dabei in beliebiger Reihenfolge ausgeführt
werden und auch mehrfache gleiche Aktionen sind möglich. Allerdings darf man
immer nur einen Ballen pro Spielrunde kaufen!
Die Aktionen:
a.) Auf bessere Zeiten warten
Man nutzt drei Aktionen auf einmal und erhält eine Rupie.
b.) Den Elefanten bewegen
Der Elefant wird auf ein Nachbarfeld (durch Pfad ersichtlich) bewegt. Ist das
Zielfeld ein Hügel kostet die Aktion doppelt (2 Aktionen, gemäß Angabe auf dem
Spielplan). Ansonsten handelt es sich um eine Aktion.
c.) Einen Ballen in einer Handelsstation kaufen
An einer Handelstation kann man einen Seidenballen in der Farbe der Station
kaufen. Das ist allerdings nur möglich, wenn die Ballen noch im Markt verfügbar
sind. Abhängig vom jeweiligen Markt kosten die Ballen mehr Rupien und mehr
Aktionen. Jeder Elefant kann nur maximal zwei Ballen transportieren.
d.) Einen Ballen in einer Stadt verkaufen
Für eine Aktion kann der Spieler einen Ballen (auf dem Elefanten) in einer
Stadt verkaufen, die auch solche Ballen (Farbe) benötigt (und somit auch
ankauft). Je nach gefragter Ware erhält der Spieler mehr oder weniger Rupien
bzw. noch einen Bonus (Palast-Marke / Rupie). Nach einem Verkauf ändert sich
sofort die Nachfrage in der Stadt! Der Nachfragewürfel kommt an die unterste
Stelle des Nachfragestapels. Liegt der Würfel bereits an unterster Stelle
ändert sich nichts. Liegt in dieser Stadt eine Stadt-Marke, die der Spieler
noch nicht besitzt, nimmt sich der Spieler dieses Plättchen.
e.) Einen Palast bauen
Befindet sich ein Elefant auf einem Feld „ohne“ Gebäude darf man für eine
Aktion und gegen Abgabe eines Seidenballens (auf dem Elefant liegend) einen
Palast bauen. Betritt ein fremder Spieler mit seinem Elefant ein solches Feld
erhält der Eigentümer eine Rupie aus der Bank.
Im Spiel gibt es weitere Palast-Marken wie Kunden- und Stadt-Marken, die
man einfach hinter den Sichtschirm legt.
Für abgebildete Plättchen mit Rupien nimmt man sich diese von der
Bank (Umtausch). Für einen weißes Ballen-Plättchen nimmt sich der Spieler sogar
einen Ballen vom Markt (soweit links wie möglich) und legt dies (sofern
möglich) auf seinen Elefanten. Hat jeder Spieler seine Aktionen ausgeführt ist
die Runde zu Ende. Hat der Startspieler noch Runden-Marken übrig folgt eine
neue Runde. Hat der Startspieler keine Runden-Marken mehr (zum Ausspielen), ist
der Satz beendet. Der Spieler links neben dem Startspieler beginnt einen neuen
Satz und nimmt hierfür die vier Runden-Marken (bei vier Spieler). Die Ballen
auf dem Markt werden eingesammelt und mit dem Nachfüllen beginnt die neue
Runde. Waren alle Spieler am Zug (bei vier Spielern ist jeder einmal
Startspieler und vier Sätze werden gespielt) erfolgt die Wertung.
Die Spieler zählen ihre Kunden-Marken und gebauten Paläste. Je nach
Spieleranzahl gibt es einen Bonus in Form von Rupien für die höchste Anzahl.
Anschließend folgt die Belohnung (in Rupien) für die Anzahl unterschiedlicher
Stadt-Marken. Hinzu kommen die bisher gesammelten Rupien. Der Spieler mit den
meisten Rupien gewinnt!
Strategie:
Der Startspieler hat einen kleinen Vorteil da anfangs unterschiedliche Plättchen ausliegen für die man beim Betreten einen Bonus erhält (bzw. diese sogar für die Endwertung nutzen darf). Ansonsten bietet Bombay dem Spieler kaum Möglichkeiten zu agieren. Man läuft mit seinem Elefanten immer dort hin wo man mit seinem Ballen am Meisten (möglichst mit Bonus) erhält. Man kann allerdings nur hoffen, dass kein Spieler schneller war. Ein Palastbau während eines Spiels lohnt sich nur anfangs und mit vielen Spielern, da man dadurch auch viele Rupien erhält. Gerade die Position H auf dem Spielfeld ist hierfür sehr beliebt. Gegen Ende des Spieles nutzt man sogar die drei Aktionen um eine Rupie zu erhalten. Das ein solcher Zug eher als verschenkt bezeichnet werden muss, versteht sich von alleine. Oft hat man aber keine andere Möglichkeit!Interaktion:
Mitspieler zu ärgern ist schwierig. Selbst mit einem Palast kann man die Mitspieler nicht wirklich beeinflussen, da die Bezahlung immer die Bank übernimmt. Zu oft sollte die Bank allerdings auch nicht einen oder mehrere Spieler bezahlen!Glück:
Wo steht mein Elefant? In der Nachfüllphase kann man nur hoffen, dass man mit seinem Elefanten keine langen Wege zurücklegen muss. Sofern man viele Bewegungsaktionen ausführen muss ist das nämlich sehr ärgerlich und erhöht mit Sicherheit nicht die Gewinnchancen. Andere Spieler beschäftigen sich ansonsten lieber mit dem Palastbau, anstatt untätig eine Rupie zu erhalten.Packungsinhalt:
Die Verpackung steht im Mittelpunkt! Das Glanzstück in dem Spiel ist nicht der Spielablauf sondern die Grafik und das Material. Die Ballen auf Elefanten aufzuladen ist eine clevere nette Idee, welche nicht nur beim Zusehen Spaß macht. Das Material ist zwar aus Plastik doch das stört hier die Wenigsten. Mit den Elefanten in der Farbe pink hat man allerdings schon eine sehr fragwürdige Farbauswahl getroffen! Zum Glück gibt es aber weitere Farben zur Auswahl. Das Cover vermittelt bereits im Vorfeld Lust und Laune auf das Spiel um beim Öffnen der Schachtel wird dies noch untermauert. Dazu kommt, dass das Material wie angegossen in die einzelnen Fächer passt. Mit der Anleitung haben sicherlich die wenigsten Spieler Probleme, auch wenn der Aufbau je nach Spieleranzahl etwas Zeit kostet. Jedes Plättchen hat nun mal seinen bestimmten Platz, doch mit der Übersicht wird auch diese kleine Hürde schnell überwunden. Etwas verwirrend klingen allerdings die verwendeten Begriffe zum Ablauf eines Spieles (zum Beispiel: „Satz“). Eine andere Wortwahl wäre hier sinnvoller gewesen. Fehlt nur noch der Preis, der mit knapp an die 30 EUR sicherlich etwas zu hoch ausfällt.Spaß:
Als Vielspieler wie wir es sind müssen nicht nur komplexe und lang andauernde Spiele auf unserem Tisch landen. Oftmals freut man sich bzw. wir uns auch, über einfache Spiele und Abläufe. Das Spiel Bombay ist auf keinen Fall komplex, so viel steht fest! Fast zu einfach erscheinen uns die Abläufe und auch nach vielen Spielrunden mit unterschiedlicher Spielerzusammensetzung ändert sich daran so gut wie nichts. Zu Zweit verliert man sich sogar aus den Augen, wenn der eine Spieler am einen und der andere Spieler am anderen Ende Waren abliefert. Zum Glück ist das mit vier und fünf Spielern etwas anders! Aber nur etwas! Mit seinem Elefant bewegt man sich im Verlauf der Runden von A nach B, nimmt Waren auf, oder liefert sie ab und schon ist der Zug zu Ende. Bei einigen Zügen nutzt man sogar nur die Bewegungsaktionen, da die Pfade oftmals zu weit von einander entfernt sind. Mit drei Aktionen hat man allerdings kaum Möglichkeiten (wohl Absicht des Autors, doch dieser Schuss ging nach hinten los) und auch die Mitspieler können fast immer vorausahnen, welche Aktion man als nächstes durchführt. Der Schutzschirm ist eine tolle Idee die gesammelten Plättchen der Spieler zu verbergen. Wer ein paar Runden gespielt hat wird aber auch die mögliche Anzahl bei den Mitspielern erraten können! Wir sind nicht anspruchsvoll, doch diese Abläufe sind (egal bei welcher Zusammensetzung) gähnend langweilig! Ok, testen wir also mit Wenigspielern! Vielleicht gefällt ihnen dieses Spiel? Begeistert vom Spielmaterial und motiviert zugleich beginnt man eine Runde. Doch auch diese Spieler stellen schnell fest, dass diesem schönen Spiel ein weiterer Spielmechanismus fehlt, um dauerhaft für Spannung zu sorgen.Jörgs Meinung:
Tolle Grafik, tolle Figuren, „bescheidener“ Spielspaß!
Diese schönen und zum Teil auch harten Worte müssen wir bei Bombay aussprechen.
Als großer Ystari Fan freuen wir uns nicht nur auf komplexe Spiele. Auch einfache Spiele haben ihren Reiz. Mit dem neuen Spiel hat man allerdings nicht nur die Zielgruppe Vielspieler verfehlt (war sicherlich auch so gewollt), sondern hat auch die Wenig- und Gelegenheitsspieler enttäuscht.
Sicherlich kann man aus dem Spiel noch mehr Spannung und Möglichkeiten herausholen. In dem jetzigen Status enttäuscht es uns allerdings doch sehr!
Silke und Jörg Köninger für cliquenabend.de
Vielen Dank an Asmodee für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplars.
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GESAMT-
WERTUNG:
3/10
Grafik und Material Top! Spielspaß eher Flop! Zusammen gibt das immer noch kein durchschnittliches Spiel! Leider! Dabei könnte man mit veränderten Abläufen sicherlich mehr aus dem Spiel herausholen!
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Erklärung zur Wertung: |
1-2 Ungenügend,
3 Mangelhaft,
4 Nicht lohnenswert,
5 Durchschnittsspiel, 6-7 Reizvoll, 8 Sehr gut, 9 Besonders Lohnenswert, 10 Topspiel |
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