Sechsstädtebund ´Treues Gefolge´

Das Spiel Sechsstädtebund ist den meisten Strategiespielern mit Sicherheit ein Begriff. In den letzten Monaten haben aber auch Wenigspieler an diesem Spiel ihren Reiz entdeckt. Und obwohl das Spiel im Jahr 2007 erschienen ist, liegt es trotz der Flut an Neuheiten regelmäßig auf unserem Spieltisch. Warum das so ist, haben wir bereits im Test zum Grundspiel erläutert! Grundspiel? Gibt es da noch etwas Neues? Ja! Denn „Treues Gefolge“ ist eine Erweiterung von Sechsstädtebund, hier haben Autor und Verlag nochmals einige interessante Bausteine ergänzt, die wir euch natürlich nicht vorenthalten wollen. Diese uns vorliegende Erweiterung besteht aus zwei Teilen: 1. Erweiterung um das Spiel mit bis zu sechs Spielern durchzuführen. 2. Erweiterung mit neuen Steuermarken, die (um es vorweg zu nehmen) für sehr viel Strategie und Spannung sorgen. Bewegen wir uns aber jetzt in die Oberlausitz, um die Gunst von König Sigismund zu erlangen.

Ziel des Spiels:
Hier gibt es keine Veränderung zum Grundspiel. Es werden sechs Runden gespielt, in denen die Spieler verschiedene Städte besuchen, um anschließend ihre eingetriebenen Waren in den Lagerhallen unterzubringen. Am Ende wird sich zeigen, welcher Spieler die höchste Gunst in Form von Punkten erreicht.

Spielaufbau:
Da die Erweiterung aus zwei Teilen besteht, trennen wir den Spielaufbau:

1.Erweiterung mit 6 Spielern
Mit sechs Spielern kommen zusätzliche Spielmaterialien hinzu:
>Spielsteine, Marker und Kutsche (6er Gespann) für den sechsten Spieler
>Warenwürfel (je zwei pro Farbe) >Endabrechnungs-Tabelle für Ständekarten
>Wagenburgmarker Bis auf den Wagenburgmarker gibt es keine wesentlichen Änderungen. Was sich dahinter verbirgt stellen wir im Spielablauf vor.

2.Erweiterung „Treues Gefolge“
Sieht doch ganz einfach aus! 36 neue Steuermarker, da kann man ja gleich mit dem Spiel beginnen. Das dachten wir auch, doch die Anleitung hat ein paar Neuerungen aufgeführt, die man vor der ersten Partie kennen muss!
Die Rückseiten der Steuermarker sind mit Zahlenwerten bedruckt (1-2, 3-4, 5-6), was bedeutet und angibt, in welcher Runde welcher Marker ins Spiel kommt. Somit werden die Steuermarker in drei Gruppen aufgeteilt, die anschließend getrennt voneinander gemischt werden. Abhängig von der Anzahl der Spieler werden pro Gruppe Plättchen ungesehen aus dem Spiel genommen. Die Marker 1-2 und 3-4 bilden einen verdeckten Stapel. Die Steuermarken 5-6 werden „offen“ ausgelegt, so dass jeder Spieler einen Blick darauf werfen kann. Die Spieler wissen also bereits jetzt, welche Marker in Runde 5 und 6 zum Einsatz kommen! Strategen freuen sich an dieser Stelle, denn bereits jetzt kann man seine Züge vorausplanen!

Spielablauf:
Um den Überblick nicht zu verlieren, teilen wir die Abläufe noch einmal auf. Dies wird auch in der Anleitung so dargestellt, was für die Spieler sehr hilfreich ist.

1.Erweiterung mit 6 Spielern
Wir wollen hier allerdings nicht auf alle Abläufe des Grundspieles eingehen (diese kann man im Spieltest Sechsstädtebund nachlesen), sondern ergänzen anhand der betreffenden Phase die Neuerungen.
Phase 1: Mit sechs Spielern sind ab sofort auch alle sechs Städte zugänglich. Somit gibt es keine Belagerung mehr? Nicht ganz, denn die Hussiten befinden sich immer noch im Land! Vor der ersten Phase werden die Stadtkarten gemischt und eine davon gezogen. Der neu im Spiel befindliche Wagenburgmarker wird auf die Straße zwischen der gerade gezogenen Stadt und ihr im „Uhrzeigersinn“ daneben liegenden Stadt gelegt. Der Marker fügt sich (aus Sicht des Spielmaterials) problemlos zwischen den beiden Städten ein. ‚
Phase 2: Die Bewegung bzw. der Preis verändert sich, sobald man an der Wagenburg zwischen den beiden Städten vorbei ziehen will. Die Kosten betragen einen zusätzlichen Knappen.
Phase 5: Auf dem Wagenburgmarker ist auf beiden Seiten (jeweils zu den beiden Städten gerichtet) „ein“ Pferdesymbol abgebildet. Beim Steuereintreiben steht diesen Spielern bereits ein Pferd zur Verfügung. Spielende: Mit sechs Spielern muss eine neue Tabelle genutzt werden, um die Einflusspunkte für die Ständekarten zu bestimmen. Die aufgedruckte Tabelle des Spielplans wird hierzu einfach von der neuen Tabelle überdeckt.

2.Erweiterung „Treues Gefolge“
Etwas verwirrt ist man von den Symbolen auf den einzelnen Marker, doch um auch hier den Ablauf zu vereinfachen, stellen wir euch in den Phasen, die Veränderungen mit sich führen, die einzelnen Bereiche vor.
Phase 1: Die entsprechenden Steuermarken werden abhängig von der jeweiligen Rundenzahl auf die Städte gelegt. Der Unterschied zum Grundspiel ist somit, dass nur bestimmte Marker in bestimmten Runden eingesetzt werden.
In Spielrunde 3 und 4 werden beispielsweise die Marker vom Stapel 3-4 genutzt. Vor Beginn der Runde 5 werden die offen ausliegenden Marker 5-6 verdeckt gemischt und anschließend eingesetzt. Gehen wir über zu Phase 4, denn hier warten weitere Neuerungen:
Phase 4: Die Spieler erhalten ab sofort einen neuen Gefolgsmann, der immer Vorteile mit sich bringt, sofern man diese auch (sinnvoll) nutzt. Diese Vorteile sind auf der Mitte des Plättchens aufgedruckt und zum Glück auf einer Übersicht in der Anleitung dargestellt. Denn nicht immer weiß man sofort, was die Symbole zu bedeuten haben. Drei Vorteilsmöglichkeiten werden angezeigt:
a.)Das Ausrufezeichen >!
Hiermit wird die sofortige Wirkung ausgedrückt. Sobald der Spieler Steuern eintreibt, darf er beispielsweise Ständekarten nehmen.
b.)Eine Zahl
Mit der Zahl wird angezeigt, in welcher Phase man das Plättchen bzw. den Gefolgsmann nutzen darf.
c.)Eine Krone
Hiermit ergeben sich immer am Schluss des Spieles weitere Möglichkeiten bzw. Einflusspunkte.
Phase 5: Die Reihenfolge der Spieler wird anhand der Pferdestärke ermittelt. Gerade erhaltene Spezialfähigkeiten können natürlich genutzt werden! Anschließend nimmt sich jeder die Steuermarker (in der jeweiligen Stadt) und legt diese vor sich ab. Somit sieht man nicht nur selbst, sondern auch die Mitspieler erkennen, welche Vorteile man ab sofort besitzt. Doch wann und wie setzt man seine Spezialfähigkeiten ein?
Einige können zu Beginn oder am Ende der jeweiligen Runde genutzt werden. Dabei sollte man auch immer die Spielerreihenfolge beachten. In Phase 5 entscheidet allerdings erst der Spieler mit dem größten Pferdegespann, ob er seine Fähigkeit nutzen möchte. Hier nochmals der Hinweis, dass alle Plättchen in der Anleitung einzeln kurz erklärt werden. Spielende: Am Spielende müssen natürlich auch die Marker mit „Krone“ berücksichtigt werden. Doch zuerst werden die Punkte für den „Königlichen Jäger“ (Steuermarker) gewertet, sofern dieser im Spiel ist. Und bevor die Einflussmarker für die Ständekarten vergeben werden, müssen die Bonusmarker (außer die, welche für Stände eine Rolle spielen) gewertet werden.

Strategie:

Befassen wir uns erst einmal mit dem ersten Teil dieser Erweiterung: Ein Spiel für bis zu sechs Personen! Eigentlich muss man schon verrückt sein, sich mit so vielen Spielern an den Tisch zu setzen und mindestens zwei Stunden eine Partie zu wagen. Denn aufgrund der Spieleranzahl dauert es unter Umständen sehr lange bis man am Zug ist. Das strategische Element, das insbesondere bei drei und vier Spielern sehr gut zum Tragen kommt, geht mit sechs Spielern verloren. Oftmals hat man kaum noch Chancen seine „Wunschstadt“ zu erreichen. Der Wagenburgmarker kommt einem dabei nicht selten in die Quere, denn welcher Mitspieler gibt schon gerne zusätzliche Knappen ab! Die Unterstützung mit einer Pferdestärke, kann einem allerdings schon etwas hilfreicher sein, sofern man in einer der benachbarten Städte sitzt. Im zweiten Teil der Erweiterung, dem „Treuen Gefolge“ stehen dabei die neuen 36 Steuermarker im Vordergrund. Und diese haben es in sich!! Sechsstädtebund konnte man bereits als genial durchdachtes Grundspiel bezeichnen, doch mit den neuen Plättchen dieser Erweiterung werden die Spieler vor neue Herausforderungen gestellt. Mit dieser Edition muss man noch weiter voraus denken, da die Marker für Runde 5 und 6 bereits am Anfang offen ausliegen. Zudem dürfen die Spieler die Marker und ihre Fähigkeiten nutzen, was dazu führt, dass man sich nicht nur die Steuereinnahmen, sondern auch die Spezialfähigkeiten, genau anschaut. Das dauert natürlich pro Spieler etwas länger und führt auch dazu, dass man etwas mehr Zeit in ein Spiel investieren muss.

Interaktion:

Gerade mit sechs Spielern kommt man sich ständig in die Quere. Sei es im Kampf um eine Stadt oder um die Ablage der Waren im Lager. Aufgrund der längeren Pausen während einer Runde, neigt man als Spieler gerne dazu, nicht gerade geistig beim Spiel zu sein, denn bis man wieder am Zug ist, hat sich bereits so viel auf dem Spielplan verändert, dass sich ein Vorausplanen nicht lohnt. Bei weniger als sechs Spielern und mit den neuen Steuermarkern ist der Interaktionsfaktor auch hoch, doch bei weitem nicht so extrem, wie mit voller Spielerbesetzung. Nicht selten sind in den ersten beiden Runden alle Steuermarker attraktiv, so dass man nicht immer in ständige Zweikämpfe verwickelt ist. Doch das ändert sich in weiteren Runden! Der Kommunikationsfaktor ist hier sehr gering, da alle Spieler sehr konzentriert am Spielgeschehen teilhaben und sich nur ungern aus dem Konzept bringen lassen.

Glück:

Bei sechs Spielern geht leider der Strategiefaktor etwas verloren und das Glück übernimmt die Führung. Zwar bekommt immer jeder Spieler am Ende eine Stadt, doch als letzter Spieler einer Runde muss man sich nicht selten mit der verbleibenden Stadt begnügen. Mit den neuen Steuermarker ändert sich am Glücksfaktor kaum etwas, denn hier fließt ein neues strategisches Element ein, dass mit Glück nichts zu tun hat.

Packungsinhalt:

Hier erwartet die Spieler nicht nur eine Erweiterung, sondern gleich zwei! Die Plättchen für die Erweiterung(en) verstaut man dabei am besten in Zip-Tüten und können ggf. in die Schachtel des Basisspiels gelegt werden. Die Anleitung ist gut aufgebaut, da man nur auf die wesentlichen Änderungen eingeht. Die Änderungen beim Spiel mit sechs Personen, sind auf einer Seite übersichtlich dargestellt. Bei „Treues Gefolge“ gibt es eine sehr hilfreiche Übersicht, die alle Steuermarker erklärt. Die einzelnen Spielabläufe muss man sich allerdings schon 2-3 Mal durchlesen, um nicht doch noch ein wichtiges Detail während des Spiels zu vergessen. Der Preis erscheint uns etwas zu hoch. Denn es gibt wohl wenige, die mit sechs Personen eine Partie durchführen. Somit bleiben nur die 36 Steuermarker übrig!

Spaß:

Mit sechs Personen haben wir nur wenige Partien gespielt, da uns das Spiel zu lange dauert und die strategischen Elemente fehlen. Zu viel Glück und Wartezeit bis zum nächsten Zug sind an der Tagesordnung. Das positive an dieser Partie war allerdings, das man mit nur wenigen Regelergänzungen eine Partie durchführen konnte. Das ist doch (hinsichtlich der Abläufe) auch bei „Treues Gefolge“ der Fall, oder? Das dachten wir anfangs auch. Schließlich werden „ja nur“ 36 neue Plättchen genutzt. Doch deren Wirkung wird unterschätzt. Man braucht drei bis vier Spiele, um die Unterschiede zu verstehen und sich strategisch auf die Spielzüge einzustellen. Das gelingt am besten in der Partie mit drei oder vier Spielern. Nach weiteren drei bis vier Partien wird man kaum noch mit den alten Steuermarker spielen (wollen), denn die neuen Plättchen sind sehr attraktiv und sorgen für viele weitere Spannungsmomente im Spiel. Der Spaßfaktor steigt somit und Strategen haben hier ihre wahre Freude!

Bilder

Ähnliche Spiele

Leserkommentare